2004 beschloss der Münchner Stadtrat die Umstellung von Microsoft hin zu freier Software. Unter dem Projektnamen LiMux wurden mittlerweile mehr als 15.000 Rechner mit dem Linux System Ubuntu und OpenOffice bzw. zukünftig LibreOffice ausgerüstet. Außerdem kommt Mozilla Thunderbird und der Firefox Browser zum Einsatz.
“Was in der großen Weltpolitik der Fall der Berliner Mauer war, das wird dieses Votum in unserer Branche sein”, prophezeite der frühere Suse-Linux-Chef Richard Seibt. Von Kostenersparnissen in Höhe von 11 Millionen Euro wird gesprochen, von der gewonnenen Freiheit in der Softwareauswahl.
Nun, was ist heute, rund 10 Jahre danach aus dem Projekt geworden?
Offiziell ist die Umstellung abgeschossen. Das hindert die Verantwortlichen aber nicht, jetzt über eine Rückkehr zu Microsoft nachzudenken. Entsprechende Pläne bestätigte der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) der Süddeutschen Zeitung.
Die dritte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) meinte zwar vor acht Monaten, das System sei für die “Mitarbeiter der Stadtverwaltung längst zur täglichen Routine geworden”. Dem widerspricht aber ihr Kollege Josef Schmid. “Egal in welches Referat ich komme, überall kriege ich bestätigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leiden. Das müssen wir ändern”, so eine Äußerungen.
Auch das Argument, Linux sei billiger als Microsoft, überzeugt Schmid nicht: “Wir haben den Eindruck, dass Linux sehr kostenintensiv ist, weil sehr viel selbst programmiert werden muss.”
Bezeichnend ist auch, wenn der neue Oberbürgermeister Reiter nach seinem Amtsantritt wochenlang auf sein Dienst-Handy warten muss. Die Verwaltung musste erst einen externen Mailserver einrichten, damit der E-Mail-Verkehr auf seinem Smartphone überhaupt funktioniert. In den Kommentaren zu dem Zeitungsartikel berichtet der Benutzer Shotwell, offenbar ein Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung, von einer Anwendung,… “unübersichtlich, nutzerunfreundlich, absturzgefährdet und arbeitsintensiv, dass eine – vorher – gut funktionierende Sachbearbeitung kaum mehr möglich ist. Einfachste Bescheide benötigen teilweise die dreifache Bearbeitungszeit….”.
Warnungen zu möglichen Inkompatibilitäten wurden im Vorfeld weitgehend ignoriert. Der Schulungsaufwand offenbar vollkommen unterschätzt. So wundert es dann eben nicht, dass es mit der Akzeptanz am Ende nicht besonders gut gestellt ist. Es ist eben nicht damit getan, ein neues Betriebssystem zu installieren. Es müssen auch die Mitarbeiter mitgenommen werden sowie die Administratoren und Support Mitarbeiter entsprechend geschult werden. Microsoft wird es freuen. 2016 verlegt der Konzern seine Deutschlandzentrale von Unterschleißheim in den Münchner Stadtteil Schwabing. Gespräche zu einem möglichen Wechsel steht man da sicher offen gegenüber.
Quelle: Süddeutsche.de